Analysierte Pressemitteilung: „Emissionen runter – auch im kleinen Leistungsbereich“

Quelle: Deutsches Biomasseforschungszentrum (06.11.2017)

Erkenntnisse der Inhaltsanalyse:

In der Pressemitteilung wird ein Abgasreinigungssystem beschrieben. Laut den Informationen des Deutschen Biomasseforschungszentrums soll es in Verbrennungsanlagen mit geringer Leistung auf Basis von nicht-holzartigen Biomassen eingesetzt werden, um Staub und Stickoxide zu reduzieren. Die Inhaltsanalyse ergab, dass für nur eine der fünf Qualitätsdimensionen mehr als die Hälfte der jeweils gemessenen Qualitätskriterien „bestmöglich erfüllt“ ist.

Qualitätsdimension RELEVANZ   

Grafische Darstellung der Ergebnisse3 von 10 anwendbaren Kriterien wurden in der Qualitätsdimension Relevanz als „bestmöglich erfüllt“ codiert. Da zu Beginn – also im Vorspann und/oder ersten Absatz – nicht eindeutig genannt wird, wer, wann und wo etwas veröffentlicht oder entwickelt hat, wurde das Qualitätskriterium Vollständigkeit als „nicht erfüllt“ gewertet. Analysiert wurde, ob die Pressemitteilung ein außerhalb des Wissenschaftssystems relevantes Thema behandelt und beispielsweise Bezug auf politische Aspekte wie Grenzwerte nimmt. Da neben der zentralen Vorstellung der eigenen Arbeit kaum Bezug auf den Forschungsstand im Bereich Filtersysteme oder generell zu Verfahren zur Emissionsreduktion genommen wird, wurde das Kriterium Wissenschaftlicher Kontext als nicht erfüllt bewertet.

Aus den Inhalten der Pressemitteilung wird zudem nicht ersichtlich, wie lange bereits an dem Abgasreinigungssystem geforscht wurde und wie der weitere zeitliche Verlauf der Arbeiten aussieht.  Das Kriterium räumliche Reichweite wurde als „nicht erfüllt“ gewertet, da nicht deutlich wird, welche Einsatzgebiete es für Verbrennungsanlagen mit geringer Leistung überhaupt gibt.

Qualitätsdimension SACHGERECHTIGKEIT

Grafische Darstellung der ErgebnisseDie wesentlichen Informationen der Pressemitteilungen werden auf Basis der Inhaltsanalyse als sachgerecht eingestuft; sie stimmen größtenteils mit den Angaben im Abschlussbericht des Projekts überein. Allerdings finden sich die in der Pressemitteilung erwähnten „Abscheidegrade“ so nicht im wissenschaftlichen Bericht wieder. Während es in der Pressemitteilung heißt: „In den Feuerungsversuchen kamen Holzhackschnitzel, Stroh- und Mischpellets zum Einsatz, bei denen in Bezug auf Staub Abscheidegrade von 80–90 % erreicht wurden.“, steht im Bericht: „Im Fall der Holzhackschnitzel lag der Abscheidegrad bei 31 – 50 % und für die Stroh- und Mischbrennstoffe bei 57 – 88 %.“. Da nicht näher definiert wird, um wie viel höher die Emissionen sind, die bei der Verbrennung von Rest- und Abfallstoffen im Vergleich zur Verbrennung von Holz entstehen, andere Werte aber genauer beschrieben werden, wird das Kriterium Genauigkeit als „teilweise erfüllt“ codiert.

Qualitätsdimesion TRANSPARENZ

Grafische Darstellung der ErgebnisseIn der Mehrzahl der untersuchten Kriterien sind die Inhalte der Pressemitteilung nicht transparent: Es werden weder Kontaktdaten der Wissenschaftler noch der Pressestelle genannt. Zudem fehlen Informationen zur Finanzierung. Aussagen, die für die Einordnung des Hauptergebnisses der Pressemitteilung wesentlich sind, werden nicht mit Quellen belegt. Da die Pressemitteilung erwähnt, an welchen Bereichen noch weiter geforscht werden muss und betont, dass das Verfahren in einem Folgeprojekt optimiert werden muss, wurde in unserer Analyse codiert, dass die Pressemitteilung die Grenzen der Aussagekraft benennt.

Qualitätsdimension VERMITTLUNG

Grafische Darstellung der ErgebnisseIn der Qualitätsdimension Vermittlung wurde keines der 6 anwendbaren Kriterien als bestmöglich erfüllt bewertet. Ausschlaggebend dafür waren in der Mehrzahl lange Sätze, die Verwendung von wenig geläufigen Wörtern und Fachwörtern, die nicht erklärt sind, sowie zwei offensichtliche Rechtschreib-, beziehungsweise Flüchtigkeitsfehler, die den Lesefluss erschweren („…mittleren Anlagen erfordert erfordert besondere Maßnahmen…“ und „Um die Verbrennung von Holz zu reduzieren, werden werden für die…“). Da weder ein Foto, noch Zitate oder weitere den Lesefluss anregenden Zusätze in der Pressemitteilung erhalten sind, wurde das betreffende Kriterium ebenfalls als „nicht erfüllt“ bewertet.

Qualitätsdimension VIELFALT

Grafische Darstellung der ErgebnisseDie Inhaltsanalyse ergab für die Qualitätsdimension Vielfalt, dass die Pressemitteilung keine eigenen Experten zum Ergebnis Stellung nehmen lässt – es werden keine direkten oder indirekten Zitate angeführt – und als Quelle nur die eigenen Experten und Kooperationspartner angeführt.

*Wir erfassen und bewerten diese Qualitätsdimension hier vor dem Hintergrund, dass deren Anwendbarkeit innerhalb der Wissenschafts-PR noch nicht abschließend diskutiert ist.

Fazit

32 von 35 Kriterien sind anwendbar ; von den 32 anwendbaren Kriterien sind 10 (31 Prozent) bestmöglich erfüllt

Zum Vergleich: Die Bewertungen der gleichen Pressemitteilung durch den Medien-Doktor Citizen und den Medien-Doktor PR-Watch.

Inhaltsanalysen und mehr

Die gleichen Pressemitteilungen, die wir im Forschungsprojekt „Inhaltsanalysen“ untersuchen, werden von professionellen Journalisten anhand der Medien-Doktor Kriterien begutachtet. Diese Gutachten finden sich im „Medien-Doktor PR-Watch“. Auch in unserem Citizen Science Projekt „Medien-Doktor Citizen“ beschäftigen wir uns mit Pressemitteilungen zu Umweltthemen – hier aus Sicht journalistischer Laien.
 

Legende

Grün Kriterium erfüllt
Gelb Kriterium teilweise erfüllt
Rot Kriterium nicht erfüllt
Weiß Kriterium nicht anwendbar