MEDIATE

 

Nicht-invasive Bluttests zur Diagnose von Trisomien und anderen genetischen Defekten beim ungeborenen Kind bieten Ärzten und Betroffenen neue Möglichkeiten der Früherkennung, verschärfen allerdings auch ethische und soziale Fragen. In ähnlicher Weise umstritten sind Schnell- bzw. Heimtests zur Selbstdiagnose von Darmkrebs oder einer HIV-Infektion, die über das Internet erworben und ohne ärztlichen Rat durchgeführt werden können.

Den Medien kommt daher eine wichtige Rolle in der Vermittlung von Informationen über medizinische Diagnoseverfahren zu. Darüber hinaus steht der Journalismus vor der Herausforderung, den öffentlichen Diskurs über die Fortschritte in der medizinischen Diagnostik herzustellen und zu moderieren.

Das von Oktober 2017 bis März 2020 durchgeführte Projekt MEDIATE hatte daher zum Ziel, den öffentlichen Diskurs über diagnostische Tests durch eine evidenzbasierte, ethisch reflektierte Wissenschaftskommunikation zu fördern und zu verbessern und so wichtige Impulse für die gesellschaftliche Aufklärung und Diskussion zu geben. Im Fokus standen insbesondere nicht-invasive molekulargenetische Bluttests im Bereich Pränataldiagnostik. Darüber hinaus wurden auch weitere Diagnoseverfahren, etwa zur Bestimmung von Erkrankungen bzw. persönlichen Krankheitsrisiken, darunter vor allem medizinische Selbsttests, einbezogen.

Kern des MEDIATE-Projekts war eine Reihe von Workshops mit jungen Wissenschaftsjournalisten des Instituts für Journalistik (IJ) und Ärzten des Uniklinikums Freiburg. In einem gemeinsamen Quality Assessment evaluierten die angehenden Wissenschaftsjournalisten und Ärzte mit Unterstützung von erfahrenen Wissenschaftsjournalisten und Ärzten die Qualität wissenschaftsjournalistischer und institutioneller Medizinkommunikation über diagnostische Testverfahren an konkreten Fallbeispielen in einem mehrstufigen, diskursiven Prozess. Die Teilnehmer, die an unterschiedlichen Schnittstellen der Wissenschaftskommunikation – in Forschung und Klinik bzw. Arztpraxis, in der Öffentlichkeitsarbeit sowie im Journalismus – an der Kommunikation über diagnostische Testverfahren mitwirken, wurden so zu einem nachhaltigen Austausch über die gesellschaftlichen Folgen der Entwicklungen in der Medizin angeregt. Darüber hinaus wurden Qualitätskriterien für einen evidenzbasierten und publikumsorientierten Wissenschaftsjournalismus weiterentwickelt.

In dem vom BMBF geförderten Verbundprojekt kooperierte das IJ unter der Leitung von Prof. Holger Wormer mit dem Team vom „Medien-Doktor Medizin“ sowie mit dem Institut für Evidenz in der Medizin, das mit der Cochrane Deutschland Stiftung verbunden und am Uniklinikum Freiburg angesiedelt ist. Cochrane ist ein internationales Netzwerk von Wissenschaftlern und Ärzten, das die wissenschaftlichen Grundlagen für Entscheidungen im Gesundheitssystem verbessern will. Das Dortmunder Teilprojekt wurde von Dr. Julia Serong geleitet.

Hintergrundinformationen

Titel des Projekts: Ethik und Evidenz: Analyse und Förderung des medialen Diskurses zu diagnostischen Tests (MEDIATE)

Laufzeit: Oktober 2017 – März 2020

Verbundprojekt, gefördert vom BMBF (Förderung von Diskursprojekten zu ethischen, rechtlichen und sozialen Fragen in den modernen Lebenswissenschaften)

Leitung des Teilprojekts Dortmund: Dr. Julia Serong

Verbundpartner: Cochrane Deutschland, Universitätsklinikum Freiburg

Verbundkoordination: Univ.-Prof. Dipl. Chem. Holger Wormer, Institut für Journalistik, TU Dortmund

Wissenschaftliche Mitarbeit: Paul Klammer, Sarah Wippermann, Lucas Gries, Marcus Anhäuser