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GESUNDHEIT

Traurige Mutter

In der EU ist ein neues Medikament zugelassen worden: Das Präparat Zuranolon, das Wochenbettdepressionen wirksam und rasch mildern soll. Der journalistische Beitrag im Hamburger Abendblatt (online) stellt die Arznei kurz vor und lässt ihre Wirksamkeit vom Vorsitzenden der Stiftung Deutsche Depressionshilfe einordnen. Sein Fazit: Eine postpartale Depression ist eine Erkrankung, die unbedingt behandlungsbedürftig ist; ob Zuranolon dabei ein Mittel der Wahl ist, bleibt jedoch abzuwarten, und in einem ganzheitlichen Therapieansatz gehört zu einer medikamentösen Unterstützung immer auch eine psychotherapeutische Behandlung. Auf die Ergebnisse der für die Zulassung relevanten Studien geht der Artikel leider nicht ein.

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Traurige Mutter
Künstliche Befruchtung

Der Artikel auf Tagesschau (online) berichtet über eine Studie, in der Forschende mitochondriale Spenden erfolgreich durchgeführt haben. Daraus sind acht gesunde Kinder entstanden. Leider finden sich keine Details dazu, wie der Gesundheitszustand der Kinder ermittelt wurde, was für die Nutzendarstellung hilfreich gewesen wäre. Es werden jedoch die Risiken thematisiert sowie Alternativen besprochen. Hervorzuheben ist, dass im Text die Euphorie der Studienautoren nicht ungefiltert zur Sprache kommt. Stattdessen wird Optimismus mit einer Prise Vorsicht vermittelt. Dies ist bei schwerwiegenden Krankheiten besonders wichtig, um keine falschen Hoffnungen zu wecken.

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Künstliche Befruchtung
Frau, die Hantel hebt

Taugt Kreatin als Wundermittel gegen Depression und Alzheimer? Ein Artikel der FAZ (online) greift Heilsversprechen auf Tiktok und anderswo im Netz auf und setzt ihnen Studienergebnisse und vorsichtige Abwägungen von Experten entgegen. Die Wirkungsweise von Kreatin wird anschaulich erklärt, eine Pilotstudie wird ausführlich vorgestellt, in der die Wirkung von kognitiver Verhaltenstherapie in Kombination mit Kreatin untersucht wurde. Das angenehm zurückhaltende Fazit des Artikels: „Dass Kreatin etablierte Therapien ergänzen oder im Einzelfall ersetzen kann, ist nicht ausgeschlossen. Dass es allerdings gleich einen Strauß an Leiden lindern wird, ist wohl nicht zu erwarten.“

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Frau, die Hantel hebt
Schlafende Frau

Ein Artikel der dpa berichtet über eine Übersichtsstudie, die den Social-Media-Trend „Mouth Taping“ untersucht hat – eine Methode, die angeblich gegen Schnarchen, aber auch Schlafapnoe helfen soll. Das Thema ist aktuell und interessant, doch werden die Ergebnisse der Studie nicht in konkreten Zahlen wiedergegeben, stattdessen werden floskelartig Sätze zu „fehlender Evidenz“ wiederholt. Das Ganze klingt wie eine Übersetzung (aus dem Englischen), da einige Formulierungen ungelenk sind. Zudem fehlt eine Einordnung der Untersuchung in die bisherige Studienlage, wobei die Studienautoren die Limitationen ihrer Übersichtsarbeit in der Fachpublikation durchaus diskutieren. Auch kommen keine Wissenschaftler*innen zu Wort, die nicht an der Studie beteiligt waren.

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Schlafende Frau
Schmerzendes Knie

Ein Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (online) berichtet über die Behandlung von Kniearthrose. Der Text räumt mit dem Dogma auf, dass Knorpelgewebe nach Zerstörung nicht wieder nachwachsen kann und stellt die Distraktionstherapie als neue Therapieform vor. Dafür wird eine niederländische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2022 zitiert, auch werden zwei Wissenschaftler befragt. Es werden auch detailreich andere mögliche Therapien ebenso wie Präventionsmaßnamen für die Knie-Arthrose dargestellt. Leider werden mögliche Nebenwirkungen der Distraktionsbehandlung nicht erwähnt. So entsteht leider ein verzerrtes Bild dieser Behandlung, Formulierungen wie „kleine Sensation“ oder „wundersames Knorpelwachstum“ tragen zu dieser zu positiven Darstellung bei.

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Schmerzendes Knie

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