Die Emissionen von Treibhausgasen sind in den letzten Jahren in Deutschland kaum zurückgegangen, die Klimaziele daher kaum noch zu erreichen, berichtet Spiegel Online. Der Beietrag bezieht sich auf eine Studie im Auftrag der Grünen Bundestagsfraktion und Zahlen des Umweltbundesamts (UBA). Handlungsoptionen, die das UBA untersucht hat, erwähnt er nicht.
Zusammenfassung
Spiegel Online berichtet über eine Studie, die zeigt, dass Deutschland seine Klimaziele voraussichtlich verfehlen wird, wenn der Ausstoß von Treibhausgasen in den nächsten Jahren nicht sehr stark sinkt. Die Bundestagsfraktion der Grünen wird als Auftraggeber der Studie genannt, und der Text führt aus, dass Zahlen des Umweltbundesamts die Aussagen bestätigen. Die Zeithorizonte, um die es geht, werden noch ausreichend klar, die pessimistische Zukunftsperspektive des Beitrags wird indes nicht nachvollziehbar begründet. Der Online-Beitrag verlinkt zu einem früheren Artikel zum Thema, damit wird klar, dass die Problematik schon länger bekannt ist. Er umreißt den politischen Kontext und führt Zitate von Vertretern unterschiedlicher Parteien an, doch fehlt die wirtschaftliche Dimension. Unbefriedigend finden wir die Informationen zu Handlungsoptionen: Während das Umweltbundesamt dazu für den Verkehrsbereich verschiedene Szenarien durchrechnet, bleibt der Beitrag hier gar zu allgemein. In der Darstellung ist der Text zwar verständlich, aber zum Teil sehr hölzern formuliert, mit einigen eher irritierenden kommentierenden Bemerkungen.
Umweltjournalistische Kriterien
1. KEINE ÜBERTREIBUNG/VERHARMLOSUNG: Risiken und Chancen werden weder übertrieben dargestellt noch bagatellisiert.
2. BELEGE/EVIDENZ: Studien, Fakten und Zahlen werden so dargestellt, dass deren Aussagekraft deutlich wird.
3. EXPERTEN/QUELLENTRANSPARENZ: Quellen werden benannt, Abhängigkeiten deutlich gemacht und zentrale Aussagen durch mindestens zwei Quellen belegt.
4. PRO UND CONTRA: Es werden die wesentlichen relevanten Standpunkte angemessen dargestellt.
5. PRESSEMITTEILUNG: Der Beitrag geht deutlich über die Pressemitteilung/das Pressematerial hinaus.
Auch wenn er vieles von einer entsprechenden Webseite der Grünen Bundestagsfraktion übernimmt, und einige Passagen recht ähnlich klingen, liefert der Beitrag dennoch deutlich mehr Informationen, beispielsweise durch den Bezug auf Daten des Umweltbundesamtes und die Zitate von Politikern.
6. ALT oder NEU: Der Beitrag macht klar, ob es sich um ein neu aufgetretenes Umweltproblem, eine innovative Umwelttechnik o.ä. handelt, oder ob diese schon länger existieren.
Im Beitrag wird klar, dass ein neues Gutachten zur Entwicklung der Treibhausgasemissionen in Deutschland vorliegt, und es außerdem aktuelle Zahlen des Umweltbundesamts dazu gibt. Der Online-Beitrag verlinkt außerdem auf einen Beitrag aus 2016 – damit wird deutlich, dass diese Ergebnisse nicht überraschend kommen und die Problematik schon länger diskutiert wird.
7. LÖSUNGSHORIZONTE und HANDLUNGSOPTIONEN/kein „Greenwashing“: Der Beitrag nennt Wege, um ein Umweltproblem zu lösen, soweit dies möglich und angebracht ist.
Der Beitrag spricht nur in sehr groben Zügen Möglichkeiten an, die Treibhausgas-Emissionen zu verringern und nennt allgemein die Lösungsansätze der arepo-Studie: „Raus aus der Kohle, höheres Tempo bei der Energieeffizienz und ‚nachhaltige, strukturelle und innovative Lösungen‘ im Verkehrsbereich.“ Der Verkehrssektor wird als Hauptschuldiger ausgemacht. Dass im Bericht des UBA sehr viel konkretere Lösungsansätze vorgestellt und speziell für die Verringerung der Verkehrsemissionen vier Szenarien durchgerechnet werden, erfahren Leserinnen und Leser nicht. Während das UBA formuliert: „Damit Deutschland seine Klimaschutzziele erreicht, muss der Verkehr bis 2050 treibhausgasneutral werden“, und dafür Handlungswege vorstellt, heißt es im Beitrag pauschal, schon eine annähernde Einhaltung der Klimaziele sei „so gut wie unmöglich“. Diese Bewertung wird nicht ausreichend begründet und stellt so eine reine Meinungsäußerung dar – diese wäre nur in einem Kommentar angebracht.
8. RÄUMLICHE DIMENSION (lokal/regional/global): Die räumlichen Dimensionen eines Umweltthemas werden dargestellt.
9. ZEITLICHE DIMENSION (Nachhaltigkeit): Die zeitliche Reichweite eines Umweltproblems oder Phänomens wird dargestellt.
10. KONTEXT/KOSTEN: Es werden politische, soziale oder wirtschaftliche Aspekte eines Umweltthemas einbezogen.
Allgemeinjournalistische Kriterien
1. THEMENAUSWAHL: Das Thema ist aktuell, oder auch unabhängig von aktuellen Anlässen relevant oder originell.
2. VERMITTLUNG: Komplexe Umweltzusammenhänge werden verständlich gemacht.
Insgesamt ist der Bericht recht trocken geschrieben. Umso irritierender wirken einige kommentierende Einsprengsel (siehe auch Kriterium 7), etwa der „pompöse“ Weltklimagipfel oder die „knackige“ Empfehlung.
Es fehlt ein Spannungsbogen, der auch Leserinnen und Leser in den Text ziehen könnte, die sich nicht bereits für das Thema interessieren.
3. FAKTENTREUE: Der Beitrag gibt die wesentlichen Daten und Fakten korrekt wieder.
Umweltjournalistische Kriterien: 8 von 9 erfüllt
Allgemeinjournalistische Kriterien: 2 von 3 erfüllt
Da drei umweltjournalistische Kriterien nur „knapp erfüllt“ sind, werten wir um einen Stern ab.