Nach einer Vorsorge-Darmspiegelung komme es nur sehr selten zu Komplikationen, ergab eine Studie, über die das Deutsche Krebsforschungszentrum in einer gut verständlichen Pressemitteilung berichtet. Komplikationen werden dargestellt, indirekte Schäden dagegen nicht erwähnt..
Zusammenfassung
Die Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) berichtet über eine Untersuchung, die die Häufigkeit von Komplikationen während einer Koloskopie (Darmspiegelung) beziffern will.
Der mögliche Nutzen wird ausreichend beschrieben, die Risiken und Nebenwirkungen werden in konkreten Zahlen dargestellt, indes erwähnt der Text einige Aspekte dieses Themas nicht. Die Zahl der Perforationen wird nicht korrekt beschrieben. Insgesamt stellt die Pressemitteilung die Stärken der Studie heraus, informiert jedoch nicht über die Schwächen. Auch die Finanzierung der Studie stellt der Text nicht dar. Es wird deutlich, dass es sich um keine neue, sondern um eine eine etablierte, verbreitete Methode handelt. Alternativen zur Koloskopie spricht die Pressemitteilung nicht an. Auf den Kostenaspekt geht der Text ebenfalls nicht ein. Darmkrebs wird in diesem gut verständlichen Text nicht übertrieben dargestellt.
Zum gleichen Beitrag wurde im Rahmen eines Forschungsprojekts eine Inhaltsanalyse erstellt.
1. Der NUTZEN ist ausreichend und verständlich dargestellt.
Der Fokus dieses Beitrags liegt auf den möglichen Komplikationen bei der Koloskopie, daher verlangen wir keine konkreten Zahlen zum Nutzen. Dennoch wären diese hilfreich, damit auch die Risiken und Schäden ins Verhältnis gesetzt werden können. Der Nutzen wird ansonsten adäquat und mit der gebotenen Vorsicht erläutert: „Fachleute gehen heute davon aus, dass durch die Vorsorge-Darmspiegelung, in deren Verlauf eventuell vorhandene Krebsvorstufen sogleich entfernt werden, die Mehrzahl der Fälle von Darmkrebs verhindert werden kann.“ Wir werten insgesamt knapp „erfüllt“.
2. RISIKEN und Nebenwirkungen werden angemessen berücksichtigt.
Die möglichen Komplikationen bei der Koloskopie sind Gegenstand der Untersuchung. Sie werden angemessen in absoluten Zahlen genannt: „Bei den 5252 Untersuchungsteilnehmern waren insgesamt nur 20 (0,38 Prozent) medizinisch bestätigte Komplikationen aufgetreten. Dabei handelte es sich meist um Blutungen, nur in zwei Fällen um eine Perforation.“ (siehe aber auch Kriterium Fakten)
Komplikationen sind in dem Text als unmittelbare Nebenwirkungen der Untersuchung tatsächlich nur ein Teil der möglichen Schäden. Indirekte Schäden (unnötige Polypenentfernungen, Überdiagnosen) werden indes nicht erwähnt. daher werten wir nur knapp „erfüllt“.
3. Die Qualität der Evidenz (STUDIEN etc.) wird richtig eingeordnet.
Der Text macht deutlich, dass die Aussagekraft der Studie besser ist als bei vorherigen Studien: „Bisherigen Untersuchungen zur Komplikationsrate wurde oft vorgeworfen, dass sie die Häufigkeit der Vorfälle unterschätzen. Zum einen, weil nur die im bundesweiten Register routinemäßig erfassten Komplikationen berücksichtigt wurden, zum anderen, weil sie nur diejenigen Komplikationen eingeschlossen hatten, die direkt während der Untersuchung aufgetreten sind. Beides haben wir nun in unserer aktuellen Erhebung berücksichtigt“, sagt Studienleiter Hermann Brenner.“
Indes stellt der Text nur die Stärken der Untersuchung dar, nicht aber ihre Schwächen. Daher werten wir nur knapp „erfüllt“.
8. Es wird klar, ob oder wann ein(e) Therapie/Produkt/Test VERFÜGBAR ist.
Der Text macht deutlich, dass die Koloskopie schon lange verfügbar ist und kein neues Verfahren. Offen bleibt allerdings, wo oder in welchem Rahmen die Darmspiegelung angeboten wird. Hier hätten wir uns mehr Informationen gewünscht. Daher werten wir nur knapp „erfüllt“.
Medizinjournalistische Kriterien: 6 von 9 erfüllt
Allgemeinjournalistische Kriterien: 2 von 3 erfüllt
Aufgrund von vier nur knapp „erfüllten“ Kriterien werten wir um einen Stern ab.