Großes Interesse, geringe Ressourcen

Energie- und Klimathemen in der Auslandsberichterstattung deutscher Medien

„Global denken – lokal handeln!“ gehört spätestens seit der Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro 1992 zu den bekanntesten Maximen derer, die sich für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen. Ergebnisse des Projekts Medien-Doktor UMWELT deuten darauf hin, dass die meisten Beiträge zu umweltwissenschaftlichen Themen in deutschen Medien Bezüge zwischen regionalen, nationalen und internationalen Aspekten zumindest erwähnen (Rögener & Wormer 2015 [1]). Ob aber der Umweltjournalismus die internationale Dimension von Umwelt- und speziell von Energie- und Klimathemen angemessen berücksichtigt, schien nach einer Vorstudie am Lehrstuhl fraglich. Daher ging ein Team des Lehrstuhls Wissenschaftsjournalismus dieser Frage gründlicher nach: mittels Inhaltsanalysen von Beiträgen in Print- und Online-Medien, in Leitfadeninterviews und mit einer Online-Befragung.

Die Ergebnisse zeigen: Auslandsthemen kommen in der Energie- und Klimaberichterstattung eher selten vor. Unter deutschen Journalistinnen und Journalisten wird hier ein deutliches Defizit bei der Berichterstattung über konkrete Beispiele und Geschichten aus dem Ausland wahrgenommen. Ursache ist den Befragungen zufolge nicht Desinteresse an internationalen Aspekten von Energie und Klimathemen, sondern primär das schwierige wirtschaftliche Umfeld für aufwändige Recherchen, insbesondere für Freie. Stiftungsfinanzierte Stipendien und andere Fördermaßnahmen scheinen demnach geeignet, positive Anstöße zu geben.

Die Studie wurde finanziell unterstützt von Clean Energy Wire.

Eine englische Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse findet sich hier​.

Und hier geht es zur vollständigen Studie „Auslandsberichterstattung deutscher Massenmedien zu Energie- und Klimathemen – Sachstand und Handlungsoptionen“.

[1] Rögener, W./Wormer, H. (2015): Defining criteria for good environmental journalism and testing their applicability: An environmental news review as a first step to more evidence based environmental science reporting. Public Understanding of Science 1, 16. doi: 10.1177/0963662515597195