Bewertet am 19. Januar 2021
Veröffentlicht von: gofeminin.de

Zimt ist ein beliebtes Weihnachtsgewürz, könnte aber unter Umständen auch gesundheitliche Probleme bereiten, berichtet gofeminin.de. Der zu Beginn warnende Grundton erweist sich im Laufe des Artikels als etwas zu alarmistisch.

 

 

Zusammenfassung

In der Weihnachtszeit ist Gebäck mit viel Zimt beliebt, könnte aber laut einem Artikel im Lifestyle-Magazin gofeminin.de wegen des enthaltenen Cumarins für Schwangere problematisch sein. Der Artikel macht kurz deutlich, welche positiven Effekte das Gewürz hat, und beschreibt dann recht ausführlich welche Mengen Zimt unbedenklich sind, zudem erklärt der Artikel, warum Zimt anders als oft behauptet kein echtes Problem für Wehen sind. Der Artikel verweist auf die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten und die beiden wesentlichen Sorten des Zimts, macht indes nicht deutlich wie gut belegt die Aussagen zu den Effekten des Gewürzes sind. Eine Einordnung durch ErnährungsforscherInnen gibt es leider nicht, wäre indes nötig, da die Untersuchung, auf die sich der Artikel stützt aus dem Jahr 2012 stammt. Der Artikel ist weitgehend interessant und bietet ein breites thematisches Spektrum, zumal das Thema gerade in der Weihnachtszeit viele Leserinnen und Leser finden wird, behauptet eine Menge, erklärt indes nichts alles verständlich oder verwirrt, weil nicht immer klar ist, auf wen sich Aussagen beziehen (Frauen im Allgemeinen oder Schwangere im Besonderen) oder, ob der Alarmismus zu Beginn des Textes tatsächlich angemessen ist.

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Die Kriterien

1. Die positiven Effekte sind ausreichend und verständlich dargestellt.

Im Zentrum des Artikels stehen negative Effekte von Zimt in der Schwangerschaft, daher erwarten wir keine allzu konkreten Aussagen zu den positiven Effekten von Zimt. Diese werden im Artikel auch nur allgemein behauptet, wie „schmeckt und riecht das Gewürz nicht nur fantastisch“ oder „sogar positive Auswirkungen auf die Gesundheit“ wie z.B. „Zimt wirkt nämlich antibakteriell und fördert die Verdauung“.

 

2. Die negativen Effekte werden angemessen berücksichtigt.

Die negativen Eigenschaften von Zimt, vor allem des darin enthaltenen Cumarins, sind das Hauptthema des Textes. Der Bestandteil gilt als lebertoxisch. Vor allem Cassia-Zimt enthalte im Gegensatz zu Ceylon-Zimt große Mengen davon. Deshalb sei Vorsicht bei zimthaltigen Lebensmitteln angebracht, bei der Verwendung in der eigenen Küche sollte zum cumarinarmen Ceylon-Zimt gegriffen werden. Wichtig ist indes auch die Entwarnung im Artikel, die leider sehr spät folgt: „Am Glauben, Zimt könne vorzeitige Wehen auslösen ist zwar was dran, tatsächlich müsste man aber 250 g puren Zimts zu sich nehmen, um eine wehenfördernde Wirkung zu erreichen. Zum Vergleich: Eine Packung Zimtsterne enthält etwa 4 Gramm Zimt.“

Alles in allem werten wir nur knapp „erfüllt“.

3. Es werden alternative Lebensmittel/Ernährungsformen/Diäten vorgestellt/verglichen.

Eine Möglichkeit, unbedenklich zimthaltige Lebensmittel zu genießen, sei selbst zu kochen oder zu backen und dabei den cumarinarmen Ceylon-Zimt zu verwenden. Das macht der Text an verschiedenen Stellen ausdrücklich klar.

4. Die Belege/Studien werden ausreichend eingeordnet.

Der Artikel fußt auf einer Stellungnahme der Bundesanstalt für Risikobewertung aus dem Jahr 2012. Die Aussagen darin werden zum großen Teil korrekt zitiert wie auch die Ernährungsempfehlungen für Erwachsene und Kinder. In zwei durchaus relevanten Details aber ist die Untersuchung aber so wenig aussagekräftig, dass eine weitere Recherche notwendig gewesen wäre oder man sich eine Einordnung gewünscht hätte. Das betrifft die anfängliche Aussage im Papier, Grenzwerte für Zimt in Lebensmitteln würden zwar ausgeschöpft, allerdings schreiben die BfR-AutorInnen im Weiteren, dass dafür keine Belege existieren. Überdies trifft die Arbeit keinerlei Aussage über ein erhöhtes Risiko für Schwangere durch Cumarin.

Ob es aktuelle Untersuchungen oder Empfehlungen zum Thema Zimt gibt, erklärt der Text nicht.

5. Es gibt weitere, unabhängige Experten und die Quellen sind transparent.

Positiv ist, dass der Artikel bestimmte Quellen transparent macht, auf die am Ende des Artikels auch verlinkt wird. Leider gibt es keinerlei Einordung durch weitere, unabhängige ExpertInnen, sodass wir das Kriterium als knapp „nicht erfüllt“ werten.

6. Es wird auf mögliche Interessenkonflikte eingegangen.

Wir haben keine Hinweise für Interessenkonflikte (etwa bei den Autoren des BfR-Beitrags) gefunden, daher werten wir „erfüllt“.

7. Es gibt eine Einordnung in den Kontext (Neuheit/Verfügbarkeit/Kosten/Herkunft o.a.)

Die Verfügbarkeit von Zimt ist zwar allgemein bekannt und wird auch thematisiert: „Aber auch im Rest des Jahres würzen wir damit (Süß-)Speisen, Tees und andere Leckereien.“ Die Kosten werden nur kurz angesprochen: „Der milde Ceylon-Zimt gilt als gesundheitlich unbedenklich. Er ist allerdings auch die teurere Variante.“ Hier hätte man indes tiefergehende Informationen liefern können, die konkret beschreiben, woran man erkennt, um welchen Zimt es sich handelt. Steht dies immer auf der Verpackung oder nur bei Zimtstangen? Bekommt man beide Zimtsorten im Supermarkt oder eher in Fachgeschäften? Alles in allem werten wir daher nur knapp „erfüllt“.

8. Die Fakten stimmen.

Faktenfehler haben wir im Rahmen unserer Möglichkeiten keine gefunden. Es wäre indes hilfreich gewesen, zu einigen der zahlreichen Behauptungen weitere Quellen zu verweisen, damit sie überprüfbar sind. Daher werten wir nur knapp „erfüllt“.

9. Der Beitrag ist überwiegend eine journalistische Eigenleistung.

Wir haben keine Hinweise, dass der Artikel allein auf einer Pressemitteilung basiert.

10. Der Beitrag vermittelt das Thema attraktiv.

Der Text ist übersichtlich aufgebaut und mit vielen Zwischenüberschriften gegliedert. Indes passen manche Zwischenüberschriften nicht ganz zum Inhalt: So heißt es etwa in einer Zwischenüberschrift: „Zimt in der Schwangerschaft: Woran merkt man, dass es zu viel war?“, dann folgt indes ein Absatz, der dies ganz allgemein erklärt. Der Text behandelt das Thema darüber hinaus recht breit und gibt einfache praktische Tipps. Problematisch finden wir, dass die Anfangspassagen im Artikel eine negative Wirkung von Zimt bei Schwangeren impliziert, was sich später aber als nicht haltbar herausstellt. Das hätte schon gleich zu Anfang kommuniziert werden müssen.

11. Das Thema ist verständlich erklärt.

Auf Fachbegriffe wird verzichtet, die Sprache ist einfach gehalten, indes ist es für Leserinnen und Leserinnen teils dann doch schwer nachzuvollziehen, ob Zimt für Schwangere nun problematisch ist oder nicht. Denn zum einen, wird klar gemacht, dass die Mengen für negative Effekte viel zu niedrig sind bei normalem Gebrauch. Dann wird aber als Beispiel „ein Teelöffel Zimt“ angesprochen, der dann doch gefährlich werden könnte, weil er zu Atemproblemen führen könne, weil Zimt „nicht wasserlöslich“ sei. Warum dies zu Atemproblemen führt, wird nicht erklärt. Auch wenn deutlich wird, dass der problematische Stoff in Zimt das Cumarin ist, bleibt auch hier offen, warum dies eigentlich so ist. Leider wird auch nur allgemein angedeutet, dass Kosmetika ein Problem sein könnten, weil sie künstliches Curmarin enthalten, das über die Haut aufgenommen werde, aber um welche Mengen es sich da dreht und wie relevant dies wirklich ist, bleibt leider offen.

12. Das Thema ist aktuell, relevant oder originell.

In der Vorweihnachtszeit erscheint das Thema „mögliche gesundheitliche Risiken durch Zimt für Schwangere“ durchaus nachvollziehbar. Wir werten indes nur knapp „erfüllt“, da nicht ersichtlich wird, ob die vorgestellten Informationen noch aktuell und damit relevant sind. Die verlinkte Untersuchung des BfR stammt aus dem Jahr 2012.

Journalistische Kriterien: 9 von 12 erfüllt

Wir werten aufgrund mehrerer nur knapp erfüllter Kriterien um einen Stern ab.

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Kriterium erfüllt

Kriterium nicht erfüllt

Kriterium nicht anwendbar